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Samstag, 20. April 2013

"Schwule sind toll, aber Lesben sind ekelhaft" - Wie alles begann

Es ist nun sicherlich schon gut 4 vielleicht auch schon 5 Jahre her, dass sich Frau X bei uns eingenistet hat. Der Terror war jedoch nicht schon von Anfang an mit dabei. Wir kannten uns noch nicht lange, doch wirkte sie auf mich direkt ein wenig aufgesetzt freundlich. Sie kam nach der Arbeit kurz zu mir an die Zimmertür während ich an meinen Hausaufgaben saß und fragte wie mein Tag so war und was ich heute noch so machen würde. Wie es dann so ist sagt man als Schüler Dinge wie 'Schule war ätzend' oder 'Ich treffe mich gleich noch mit Freunden/gehe zum Sport'. Die Tatsache, dass sie aber bis heute noch nie mein Zimmer betreten hat wollte ich einfach mal erwähnt haben, spielt aber für diese Geschichte hier eigentlich keine große Rolle.
Wie schon gesagt war es anfänglich machbar mit ihr unter einem Dach zu leben, auch wenn sie wirklich sehr oberflächlich schien.
Eines netten Sommertages fing dann alles an. Mein Vater, Frau X und ich sind einkaufen gefahren. Lebensmittel versteht sich. Als wir fertig waren standen wir auf dem Parkplatz und räumten die Einkäufe in den Kofferraum unseres Autos. Ich schaute mich dabei ein wenig um und sah auf dem neben uns parkenden Auto einen kleinen Regenbogen-Aufkleber, welches bekanntlich die Rainbow-Flag war und für Homosexualität steht. Freudig kommentierte ich meine Entdeckung mit 'Gay Pride!' und stieg ins Auto. Kurz nachdem ich eingestiegen war und auch mein Vater und Frau X im Auto saßen, begann Frau X von einem schwulen Bekannten zu tratschen und wie lieb und toll er doch wäre. Was sie dabei nicht bedachte war, dass  die Besitzer des Autos ja gar nicht männlich sein mussten. Als sie dann sah, dass zwei junge (und dazu echt hübsche) Mädchen, vielleicht 19-20 Jahre jung, mit einem Kasten Oettinger Bier zu ihrem Auto schlenderten und diesen einluden schlug die Stimmung von Frau X schlagartig um.
"Also denen sieht man ja direkt an was das für welche sind! Ekelhaft!", lästerte sie woraufhin ich sie nur verdutzt anschaute. Schwule sind toll, aber Lesben sind ekelhaft?
Ich kann es verstehen wenn einige Leute so etwas nicht mögen, aber ein wenig Toleranz sollte man heutzutage doch zeigen.
Doch Frau X ging noch weiter: "Die mit ihrem drecks Bier! Sowas trinken nur Kampflesben!"
Und da war es. Das Wort, dass ich mitunter am wenigsten Leiden kann. Kampflesben. Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber ich finde es klingt einfach echt nicht schön und mir rollten sich die Zehennägel auf.
"Wie kommst du eigentlich dazu Menschen über ihre Sexualität zu beurteilen?", fragte ich empört, da ich ihre Auffassung alles andere als nachvollziehen kann. Dazu muss ich wohl aber auch sagen, dass zu meinem engsten Freundeskreis ein paar Personen gehören die ich nicht als 'Heterosexuell' bezeichnen kann, weshalb meine Toleranzgrenze da wohl woanders lag als ihre.
Dann begann sie von ihrer Arbeit zu erzählen und lästerte buchstäblich über ihre zwei lesbischen Arbeitskolleginnen, dass diese ja auch Kampflesben seien und auch Oettingerbier tranken.
Natürlich waren wir mittlerweile auf der Rückfahrt und schon fast Zuhause angekommen und ich sagte ihr, dass ich finde, dass sie ganz schön oberflächlich sei wenn sie wirklich so dachte.
Als ich ihr das gesagt hatte wandte sie sich auf dem Vordersitz zu mir um und zeigte mit dem Finger auf mich, was mir den einfiel, schrie sie mich an und das ich faules Stück auch mal im Haushalt helfen könnte.
Sie schweifte komplett vom vorigen Thema ab und begann mich zu beschimpfen. Sprachlos nahm ich ihren Angriff in kauf, als wir dann aber auch endlich auf den Hof aufgefahren waren und geparkt hatten.
"Weißt du was?", konterte ich dann als ich endlich auch mal zu Wort kam und ich aus dem Auto stieg: "Leck mich!"
Mit diesen Worten knallte ich die Tür zu und ging ins Haus.
Sowas wollte ich mir nicht bieten lassen. Wenn sie wollte, dass ich mehr im Haus mithelfe sollte sie mich gefälligst mehr einbinden.
Wie sie diesen Übergang von Schwulen und Lesben genutzt hat um mich wutentbrannt fertig zu machen, weil ich nicht im Haushalt helfen würde, verstehe ich beim besten Willen bis heute nicht.
Fakt ist, dass Frau X seit diesem Tag nicht mehr vor meiner Zimmertür stand und mich gefragt hat wie mein Tag so war.
Seit dem herrscht zwischen uns ein tötendes Schweigen.

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